Worte für die es keine gibt

 Ich habe mich immer für authentisch gehalten, ... Im eigentlichen bin ich dies sicher auch, nun hatte ich heute ein langes Gespräch mit einer Sternenmama und sie wollte von meinem eigenen Verlust wissen. Etwas was ich für gewöhnlich nicht mache, denn jeder Verlust darf und soll individuell sein und bleiben, jeder geht anders damit um. 

Dennoch habe ich ihr es erzählt, denn ich wusste, dass sie bei mir sehr viel Stärke dabei empfand. Und es ist das gängige Bild, denn ja, heute kann ich damit auch wunderbar umgehen.  Ich kann sehr offen darüber reden was  rein medizinisch passiert ist, die Fakten. Man weiß was passiert ist, man sieht mich dazu, ein Bild entsteht. Und doch habe ich mich heute nach einer Erklärunggefühlt, denn Stärke ist wohl das letzte was ich bei einem Verlust empfinde. 

Hier im Blog konnte ich damit deutlich offener umgehen, meine Gedanken dazu aufschreiben, aber authentisch war ich im Außen sicherlich nicht. Kaum einer aus meinem tatsächlichen Umfeld weiß, wie ich damals tatsächlich damit umgegangen bin. Ich bin einfach untergetaucht und kam dann eben irgendwann wieder. In der Krise habe ich einen Autopiloten und seit Marie läuft dieser nochmal besser. Ich  funktioniere, damals wie heute. Vor Maries Geburt habe ich mir noch die Wimpern getuscht, ich habe nicht geweint, ich wurde eingeleitet, ich habe Wehen bekommen, ich war auf Autopilot. 

All die Gedanken, Gefühle kamen später, wollten raus, ausgedrückt werden. 

Wie schwer muss es also für dich sein, zu verstehen wieso ich damals so gewirkt habe, kein Gespräch je gesucht habe dazu, gelächelt habe dabei, alles war normal, du bist gegangen, ich habe mich dem nicht entgegen gestellt, "Größe gezeigt" hast du glaube ich gesagt dazu und dann fange ich plötzlich an... Ich kann mehr als je verstehen was da für Gegensätze auf dich zugekommen sind. Ich habe funktioniert bis sich mein Autopilot abgestellt hat und ich nicht mehr konnte. Ich war alles, aber nicht authentisch, ich konnte damit gut fahren bis ich realisiert habe, dass du weg bist. Es nicht nur gelesen habe, sondern auch verstanden habe....  Das hat gedauert, auch weil ich mit ganz anderen Dingen zu kämpfen hatte, die ich einfach nicht gesagt habe... Du hingegen wolltest damals reden, ich konnte fühlen wie du es nicht verstanden hast wie ich bin, für dich  war da ein riesengroßes Fragezeichen glaube ich. 

Ich weiß gar nicht ob ich es jemals an mich gelassen hätte, wenn es nicht so zwischen uns gelaufen wäre. Ob ich es nicht einfach vergraben hätte... Als wunden Punkt, denn ich ignoriere. Nun konnte ich diesen aufarbeiten mehr oder weniger, denn im Nachhinein hast du mir oft für genau dieses Gespräch gefehlt und darin alleine zu sein hat wiederum andere Sachen hochgeholt. Trotzdem war es eine Chance nochmal zu arbeiten, nachzujustieren, zu fühlen wo es etwas Gold auf den Narben braucht. Ich konnte mit mir arbeiten, Dinge bei mir lösen für die du absolut nichts kannst. 

Nein, ich war nicht authentisch dabei zu dir, nein, das war nicht ich und ich war es doch. Mir fällt es leicht über Dinge zu reden, die nicht mehr weh tun. Mir fällt es unfassbar schwer über Dinge zu reden, die mir weh tun. Ich wollte dir damit nicht weh tun, habe ich mir eingeredet, wahr ist aber, ich wollte nicht mal mit mir selber darüber reden, ich wollte mir nicht weh tun. Ich habe mich auf dich konzentriert, es ist so viel leichter, sich im Schmerz auf jemand anderen zu konzentrieren, als auf sich selbst. Nichts ist schwerer als mit sich selbst zu arbeiten, denn ich kann mir ja nichts vormachen, wenn ich wirklich ehrlich mit mir bin...

Und natürlich haben wir beide Fehler gemacht, Wunsch und Wirklichkeit sind eben zwei Paar Schuhe. Und auch hier habe ich  mich hinterfragt. Denn es gibt eine Freundin mit der ich darüber rede, mein kleiner Kampfterrier, der sich für mich verbeisst, schon oft darin zu weit gegangen ist und doch nur mein Bestes will. Sie fragte warum ich "wieder" an etwas festhalte, was  doch offensichtlich nicht an mir festhält. Nun der Unterschied ist leicht erklärt für mich.  Das "wieder" ist kein "wieder". Ich kann und will nicht zwei Menschen miteinander vergleichen, die nichts gemeinsam haben. Natürlich haben mich beide verlassen, der eine jedoch  auf seine Art und Weise und der andere mit Liebe. Bei dem einem habe ich an meinem Eheversprechen festgehalten, in guten wie in schlechten Tage, dieser Wert  ist keine leere Worthülse für mich, dieser Wert ist bindend, für mich jedenfalls ist er das gewesen auch wenn da längst nur noch Leere war. Bei dem Anderen halte ich  an meinem Bauchgefühl fest, an der Liebe, die ich so nie zuvor gespürt habe, dem Gefühl, dass da noch irgendwas ist, dem Versprechen, dass wen er so ist, ich nicht gehe. Ich habe mein Bauchgefühl zweimal ignoriert, beides Male war es falsch dies zu tun und ich werde es nie wieder ignorieren. Nun ist das Bauchgefühl noch da, dass da etwas ist was nicht vorbei ist. Etwas weder aus meinem Herz noch aus meinem Kopf geht.... auch wenn ich nicht weiß warum. Du siehst zwei gold glänzende Hufeisen im Regen, im ersten Moment sehen sie beide schön aus, ähnlich bis gleich, doch bei dem einen verschwindet das Gold, wird weggewaschen, verblasst, bis nichts mehr übrig ist von dem was einst so geglänzt hat, es ist eine Täuschung gewesen, für den Laien erst mit der Zeit erkennbar, übrig bleibt ein rostendens Hufeisen im Regen. Das andere bleibt jedoch ein Hufeisen aus Gold, ob im Regen oder in der Sonne und so ist eben euer Unterschied. 



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