Die große Liebe und der letzte Spaziergang

 Was genau ist da eigentlich passiert? 

Als ich dich das erste Mal auf einem Foto gesehen habe, dachte ich du passt zu mir. Da war dieses Gefühl, ein Gefühl tief innen, ein Gefühl was ich so nie bis dahin erlebt hatte. Ich, die eigentlich nicht die Mutigste ist, wollte dich kennen lernen, dieses Abenteuer erleben, mich einlassen.

Liebe auf den ersten Blick, die ersten Begegnungen mit dir, die Berührungen auf meiner Seele, plötzlich warst du da, warst in meinem Leben und alles was ich davor dachte über die Liebe zu wissen war egal. Ging es dir gleich?  Die Liebe wuchs in mir, Schatten auf meiner Seele glätteten sich, ich war frei und glücklich. Nicht, dass ich davor unglücklich war, ganz im Gegenteil, ich war vor dir glücklich, glücklich sein liegt mir, fällt mir leicht, denn wenn ein Tag nicht mein Freund war, so war er mein Lehrer und so habe ich mich stets immer im Plus auf der Haben-Seite gesehen. 

Mit dir hat sich mein Glück trotzdem noch ein Stück schöner angefühlt, als ob einem Buch, dem die Widmung fehlte endlich seine erste Seite bekommen hatte. Wir wuchsen zusammen, deinen Herzschlag den ich hören konnte, ich trug dich in mir, konnte dich spüren, kann ich es immer  noch?

Doch dann kamen die Schatten, aber ohne Schatten funktioniert es nicht, das ist mir klar. Ohne Schatten funktioniert keine Sonnenuhr, alles wäre schlichtweg überbelichtet. Im Schatten ruhen wir uns aus, dort ist es angenehm kühl, ich kenne meinen Schatten, weiß aber wohl, dass er hinter mir liegt wenn ich mich Richtung Sonne drehe. Aufgaben, mögen sie auch schwer sein, bekommen wir glaube ich oft an Wegzweigungen im Leben gestellt, an Möglichkeiten unserem Leben eine neue Richtung zu geben. Was ich nicht bemerkte war dein Blick, zu mir gewandt, mich umarmend sahst du nur noch ihn, den Schatten, immer seltener mich, die doch vor diesem Schatten stand. War es so? Ich wollte dich beschützen, so sehr, die Last von deinen müden Schultern nehmen. Ich frage mich oft was du gebraucht hättest, damit dies alles einen anderen Ausgang  genommen hätte, damit es dieses "Wir" geblieben wäre. War es einfach Schicksal? Hättest du kämpfen können? 

Das Gefühl verloren, unter den Umständen begraben und doch tat es so weh, du tatest mir weh, ich tat mir weh, ich tat dir weh,du warst  mir so nah und doch  viel zu weit weg für den Moment. Würde ich es anders machen wenn ich nochmal die Chance hätte? Würdest du es anders machen?

All die Monate in denen wir uns zusammen entwickelten, eine eigentlich lächerlich kurze Zeit, die doch alles auf den Kopf gestellt hat. Du hast mich mich entwickeln lassen, aber dich konnte ich offensichtlich nicht halten. Du bist gegangen.  

Der letzte Spaziergang, dich ein letztes Mal zu sehen, soviel was ich dich fragen wollte, soviele Antworten die ich haben wollte, statt dessen habe ich deine Nähe genossen, dich genossen, es genossen wie ich mich fühle wenn du da bist, das Sternchen zu meinem Glück, die Kirsche auf meinem Eis. Es war egal was war.   Dich zu sehen, dich nochmal zu fühlen, eins zu sein. Es wird für immer bleiben. Mir war von Anfang an klar, dass dich niemand ersetzt, wenn ich mich auf dich einlasse, dass du ein Rsikio für mich bist, dich niemand ersetzen kann, niemand ersetzen soll. Dummes, dummes Herz oder? Die letzte Umarmung, immer und immer wieder die letzte, dein Nein, du konntest nicht mehr, wolltest nicht mehr, ein letztes Zwicken von dir in die Seite, wie sehr hab ich mir gewünscht du bleibst, hälst mich fest, wir, die eine Zukunft haben. Ich habe losgelassen, habe mich im Gehen nicht mehr umgedreht, habe dich gespürt. Spüre dich noch heute so oft wie einen Phantomschmerz, nie ganz weg aber einfach nicht mehr da. Du fehlst mir wie selten etwas im Leben. Bescheuert oder?

Oder nicht? Merkst du, dass du mir fehlst?  Fehle ich dir? Findet Liebe einen Weg zurück? Waren wir es oder waren es die Umstände? Wären die Umstände jetzt so wie du es bräuchtest? Was wenn wir mutig wären? Ich dir die Sicherheit geben könnte, gesund miteinander zu wachsen, die Schatten nicht als Monster zu betrachten, sondern als kühles Plätzchen die zu uns gehören. Möchte ich das? Du bist doch schon mal, für mich gefühlt so leicht, gegangen. War es schwer für dich? Warum hast du nicht gekämpft? Nicht abgewartet? Warum habe ich das so leicht hingenommen? Warum habe diese "Diagnose" einfach hingenommen? Warum Verständnis gehabt?  Hätte ich gleich gebeten, dass du warten sollst, festhalten sollst, hättest du es getan? So viele Antworten die ich nicht bekommen habe, Fragen die ich nicht gestellt habe, nachdem du mir die Frage nach der Liebe so beantwortet hast. Es fehlt etwas in meinem Paradies seit du weg bist, es fehlt etwas in mir.


Kommentare

  1. Gott was hab ich geheult beim Lesen...tus immer noch. Wer kann so schreiben,dass ich es so fühle...mein Herz bricht den genau so fühlt es sich bei mir auch an.

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  2. Du bist wohl das beste Beispiel einer großen, ja großartigen Frau. Die meisten hätten sich vermutlich umgebracht und du schreibst darüber mit einer Liebe und Ruhe... unfassbar. Du weißt wie kurz ich damals vor dem Suizid stand als ich dich gefunden habe. Danke dir einfach, auch dass du nun über solche Themen schreibst. Liliana

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