Veränderungen
Die meisten die hier mitlesen kamen über Marie, ich bin Mädchenmama seit 2016, das bezaubernde Wesen das mich damals in den Club der Mamas eingeführt hat, kleines, aber leider nicht unwesentliches Detail ist dabei, dass sie mich zu einer unsichtbaren Mama gemacht hat, denn sie kam still zur Welt nach einem Fetozid in der 36 Ssw. und einer lange nicht entdeckten Trisomie 18. Niemand der meine Tochter sehen konnte. Mama ohne Baby. Bin ich immer noch, werde ich immer sein auch wenn ich seit 2018 nun auch einen kleinen bezaubernden Babyboy als meine Eigenproduktion nennen darf. Kerngesund und wohl das Beste was mir je passiert ist.
Damals habe ich hier gelitten, gelitten unter dem Kinderwunsch nach der stillen Geburt, der Trauer,dem Verlust. Aber ich bin auch gewachsen, jeden Tag ein bisschen, ein wunderschöner Prozess und trotzdem habe ich mich unterwegs verloren. Es gab eine lange Pause hier auf dem Blog, dann kam Instagram auf dem ich mich schneller, kürzer mitteilen konnte, schnelleren Austausch hatte. Schreiben war schon immer mein Weg der Selbstreflektion. Und trotzdem war ich nicht ehrlich zu mir. Wie so viele Sternenmamas verlor ich mich in einer Projektion meiner Wünsche auf meine Realität. Ich wollte ein Baby im Arm halten, ein Baby was mich anguckt, atmet, weint, das ganze Mama-Ding. Ich wollte diese Ehe, eine Familie, die Liebesgeschichte, das Paar, das den Verlust meistert. Kleiner Vorblick und zu meiner eigenen Enttäuschung, das Leben ist eventuell manchmal kein Disneyfilm,... ich weiß diese Info tut weh. Ich weiß aber auch wie vielen Mamas es hier genau gleich geht. Nach so etwas will man die eigene Realität zwangsläufig perfektionieren, es gibt schlicht und ergreifend keinen Platz für eine Planänderung, denn man hat genug damit zu tun den Alltag ohne sein Kind irgendwie halbwegs zu überstehen, in das Leben zurück zu finden.
Die meistgestellte Frage von euch ist, was ist denn passiert?
Ich bin passiert. Ich bin einfach blind einem Traum hinterhergehechtet,das passiert den Besten. Kann ich jemand anderem dafür die Schuld geben? Nein, denn wer seine Grenzen nicht absteckt, diese überschreiten, ja einreißen lässt der muss dafür nunmal selber grade stehen.
Nun tut die Wahrheit weh, im Gespräch mit euch fällt mir allerdings eins auf, wie viele Beziehungen bei euch zu tiefst kaputt sind und ihr Angst habt, andere belügt, nur um existieren zu können. Aber ich sage es euch deutlich. Trauer darf nicht zu einer gewaltvollen Ehe führen. Weder physisch, noch psychisch, noch finanziell. Ein reifer, verantwortungsvoller Partner der sucht das Gespräch, Lösungen, das gilt wohlgemerkt auf beiden Seiten der Partnerschaft. Meine erste Grenzüberschreitung die ich zuließ, war am Tag nach Maries Tod, also an ihrem Geburtstag. Bis dahin hatte ich viele Eigenschaften meines Partners toleriert durch Liebe, ich kannte seine schwierige Vergangenheit und welche Beziehung ist perfekt, welcher Mensch ist das schon? Ich bin es sicher nicht und wenn ich eins kann, dann Verständnis für die Schwächen von Anderen aufbringen, denn es sind die Punkte die doch Tiefe geben, Komplexität. Ich sehe gerne das Schöne im Menschen, die Seiten die man polieren kann damit sie glänzen. Das in meiner Beziehung, damals ja schon Ehe jedoch etwas gewaltig nicht stimmt, ich nicht geschätzt werde, war mit der Hochzeit irgendwie klar, der Schwangerschaft, aber viele Beziehungen verändern sich eben mit einer Schwangerschaft....Ich war jung, zu dem Zeitpunkt finanziell unabhängig und stark, ich wollte verheiratet sein, dieses Kapitel abschließen wie ein Ziel das eben erreicht werden wollte.
Als die Wehen einsetzten ass er jedoch, als ich um Hilfe bettelte vor Schmerz, sollte ich mich nicht so anstellen, ob ich auch was essen wolle oder ob er es essen könne. Bei der Rückfahrt kurz nach Entbindung wohlgemerkt, einem Zeitpunkt wo ich geschützt hätte werden müssen, hielt er bei Burger King, ich musste mit aussteigen, blutete die Sitzbank voll, hatte Nachwehen, mein Bauch war leer, mein Herz so voll, ich wollte nachhause, ich wollte in Sicherheit sein, mich hat dies lange traumatiesiert, in Gedanken musste ich immer wieder aussteigen, die Scham dort zu sitzen, während ich so stark blutete, dieser Film, ich war nicht im eigenen Körper gefühlt. Stattdessen saß ich dort zwischen Jugendlichen und schaute meinem Ehemann beim Essen zu, unfähig irgendwas in dem Moment zu fühlen, denken, sagen. Ich hätte dort meine Grenze verteidigen müssen!!!Es war der Moment in dem ich gehen hätte müssen. Nie wieder zurück schauen, statt dessen verfiel ich in eine Entschuldigung nach der Anderen, Männer trauern anders, jeder hat seinen eigenen Weg etc. Heute weiß ich, dies war kein eigener Weg, dies war vollkommene Empathielosigkeit. Es war und ist im schlicht egal wie ich glaube. Jede menschliche Regung eine abgeschaute Handlung weil er innerlich keinerlei Ressource hat für Mitgefühl, Verständnis oder etwas was den normalen Menschen auszeichnet. Wie oft musste ich danach essen gehen in den folgenden Tagen, mit schmerzenden Nähten und kurz vor dem Zusammenbruch, saß ich in den schönsten Restaurants und sollte doch mal lächeln.
Die Beerdigung für die er keine Zeit hatte. Eine Grenzüberschreitung und wieder habe ich Ausflüchte gesucht, Entschuldigungen, ich wurde eine Meisterin der Lebenslüge aber ich wollte nicht sehen, ich wollte ein Baby. So einfach und doch so komplex dieses Netz der Psyche, für mich war die Entscheidung zu einem, zu meinem Kind dennoch die Richtige auch und trotz dieses Partners, wenngleich ich mir einen anderen Vater wünschen würde. Dennoch war die neue Schwangerschaft das Ende. Ich verstrickte mich in der Suche nach Anerkennung, Zuwendung und Liebe. Es war die toxischste Beziehung überhaupt. Voller Schwangerschaftshormone und Zukunftsglück lies ich mich für jedes noch so kleine Zugeständnis an Nähe behandeln wie Dreck. Finanziell war ich, da ich mittlerweile im eigens für ihn aufgebauten Betrieb arbeite abhängig, nur noch etwas wert wenn ich arbeitete, ich wurde isoliert, manipuliert, gedemütigt, erniedrigt und ich ertrug dies stoisch für diese 5 netten Minuten wenn wir in der Öffentlichkeit waren, er der Mann war den ich doch eigentlich kannte. Außerhalb gab es nichts mehr. Funktionierte ich nicht, war ich nichts. Immer wieder flüchtete ich mich in die Entschuldigung, dass er doch bestimmt nur so handelt weil er auch Angst hat, unter Angst benehmen wir uns verletzend, das ist klassisch. Mein psychologisches Wissen hat mir hier eher geschadtet denn genutzt, denn geht man von einem gesunden Geist aus, dann findet man für jedes Verhalten eine Entschuldigung. Ein Psychopath hat aber keinen gesunden Geist, das ist Fakt. Die Geburt dieses Kindes habe ich alleine geschafft, er war nicht dabei. Ich habe bis zur Entbindung gearbeitet, am Abend noch mein Auto alleine geputzt, die Wochen davor alleine verbracht, während der Herr 3 Wochen in der Karibik auf Luxuskreuzfahrt war, statt eines Babybettes eine italieniesche Globusbar für seinen Alkohol gekauft hat.
Ja mir war da bereits klar, dass ich dort weg muss. Aber ich hatte Angst, vor der Zukunft,vor dem Alleine sein, vor allem. Ich habe mich im Spiegel nicht mehr erkannt, das wohl dunkelste Kapitel in einem viel zu jungen Leben. Dennoch, ich habe diese Grenzüberschreitung zugelassen, bin nie für mich ein- oder aufgestanden.
Dies fing ich erst an mit der Geburt, denn da war plötzlich etwas was soviel schützenswerter war als ich, mein Sohn.
Nach der Geburt bekam ich Kindbettfieber, ich habe ambulant entbunden im Geburtshaus, wollte damals zuhause heilen, hatte kein Vertrauen in Krankenhäuser oder Ärzte, wollte in meinem Tempo gebären, verstanden werden, geborgen sein. Dann kam ich ins Krankenhaus, ohne meine Schwester wäre ich gestorben. Mein Exmann der nicht zuhause war, schon 2 Tage nach der Geburt. Was habe ich um Hilfe gebettelt, merkte, dass etwas nicht stimmt, irgendwann kam der Schüttelfrost, Schmerzen, Fieber, ich konnte meinen Sohn nicht mehr versorgen, war nicht mehr ganz bei Sinn, das Fieber frass mich von innen auf.... Meine Schwester die einfach da war mich ins Krankenhaus bringen wollte, mein Exmann der plötzlich da stand und meinte sie soll verschwinden und er würde dies selber machen. Die Nacht im Krankenhaus, mit beginnendem Organversagen, in beiden Hände eine Infuison, ein Mann der nicht aufstand als die Windel gewechselt werden musste, aber blieb weil es im Krankenhaus Essen gab für ihn und ich ja schon wieder nicht funktionierte. In diesem Moment habe ich abgeschlossen. Ich habe losgelassen, ihn, uns, ein Schatten den ich verachtet habe für seine Schwäche, Vater meines Kindes, reiner Erzeuger. Seine Worte nach dem Kindbettfieber, wie erbärmlich ich sei, dass ich nicht gemacht sei für das Kinderkriegen wie man sieht. Was haben mich diese Worte getroffen, weiter weg von ihm hätten sie mich nicht katapultieren können. Was habe ich mich nach Ruhe gesehnt nach Maries Tod, nach Liebe, nach Leben, nach Luft und nun war ich tiefer in der Hölle als jemals zuvor.
Die Affären die anfingen, die Lügen, die Entschuldigungen, es war letzlich egal, nur noch kleine Verletzungen auf einer eh schon toten Landschaft. Sein Abgang, der für mich endlich Freiheit bedeutete und, dass nicht ICH meinem Sohn den Vater genommen hatte. Seine Next, auch mit Kind, für die er plötzlich der Familienvater war, sie nach außen trotzdem verleugnend, betrügend, auch mit mir. Erbärmlich, seine finanzielle Gewalt, Schläge, psychische und emotionale Gewalt.
Doch ich bin frei, ich habe gearbeitet, niemals härter, gekämpft, gewonnen. Nie wieder in diesem Käfig, so golden er auch zeitweise war. Nie wieder gefangen in einem kranken Spiel, in dem es nur einen Gewinner gibt. Ich habe mir eine andere Biographie mit 30 gewünscht. Aber es ist nunmal meine Geschichte, nun kämpfe ich um das Wohl meines Sohnes, etwas was mir Angst macht, ich habe Angst um ihn, aber ich bin soviel stärker. Ich bin heute wirklich gerne die Person die ich bin, ich habe meinen körperlichen Frieden mit mir gemacht, meinen geistigen Frieden. Die Vergangenheit ist kein aktiver Teil meiner Gegenwart und meiner Zukunft, jeglich die Umgänge von meinem Sohn mit seinem Erzeuger erinnern noch daran aber auch dies ist okay. Er wird daran genauso wachsen wie ich. Ausgesucht habe ich es mir letzlich selber, dafür stehe ich grade.
Es ist Maries Todestsag und es tut gut an ihrem Todestag mein Leben danach ganz bewusst aufzuarbeiten, fehlt nur noch dieses eine Kapitel in meinem Leben, in dem ich immer noch auf ein HappyEnd warte. Für jede von euch, die nicht nur eine harte Zeit in der Ehe durchmacht, die in einer gewaltvollen Ehe steckt, sei es körperlich, emotional oder finanziell, an jede die ein Kind verloren hat und die von diesem Kinderwunsch aufgefressen wird und mein nicht gehen zu können, ihr könnt. Das Leben da draußen ist so viel besser, ja der Wind ist rauer, es kostet Kraft die eigenen Beine zu benutzen, aber es ist es wert. Liebe sollte niemals so weh tun, dass ihr euch verliert. Ein Partner der erwachsen ist und ein normalen Geist hat, der wird euch in einer Krise nicht wegwerfen, sondern weiß, dass dies einfach Wachstumsschmerz ist, etwas wo man gemeinsam gestärkt heraus gehen kann und wird. Liebe schafft dies.
Marie mein Schatz, danke für alles was du mir gegeben hast, für jeden Gedanken den ich seitdem hatte durch dich, die Arbeit mit mir, die mich zu dem Menschen hat werden lassen, den ich wirklich wertschätzen kann, mich selbst. 4 Jahre und ich liebe dich jeden Tag ein Stückchen mehr mein Engel. Mama liebt dich.
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