Vom Glück sich selbst zu haben
Ihr kennt den Satz meiner Hebamme: "Es wird nie wieder gut, aber besser.", die Zeit hat ihr in den letzten Jahren recht gegeben.Ein Rückblick: Mit 26 hatte ich einen Plan und war an meinem Ziel. Ich hatte fertig studiert, meinen Wunschkörper, eine wunderschöne Maisonettewohnung, einen Hund, ich war schwanger, frisch verheiratet, meine Traumjob in einer Klinik, die Fortbildung zur psychologischen Beraterin grade begonnen. Kurzum es lief. Ich war unglaublich glücklich.
Heute: Ich bin 30, Sternenmama einer Tochter die Trisomie18 und bei der ich mich zu einem Fetozid in de 36.Ssw entschieden habe, habe einen Hund der inkontinent ist, bin alleinerziehend eines kanpp 2,5 Jährigen in der Autonomiephase, habe eine gewaltsame Ehe auf allen Ebenen hinter mir, eine für mich herzzerreißende Trennung meines Freundes danach, Traumkörper ist wohl eher der Traum und mein Körper, eine Wohnung im 5.Stock, bin in meinem eigens aufgebauten Betrieb vor die Tür gesetzt worden. Job, Jobsuche und nun wieder Job. Und ich bin unglaublich glücklich.
Moment was? Joar, ist so, ich kann nicht anders. Umgekehrte Depression oder so :D. Die Unfähigkeit zum Unglücklich-sein.
Die letzten Jahre haben in mir einen wirklich schönen Prozess in Gang gesetzt. Ich bin wieder kreativ, ich mag mich, meine Wohnung die mich in allem spiegelt, mein Zuhause als Ruhepol, mein Sohn der jeden Tag beweißt, dass zurück kommt was zusammen gehört. Vielleicht hätte ich ohne Maries Tod, ohne diese Ehe niemals an diesen Punkt gefunden. Einen neuer Job der mich finanziell so unabhängig macht, soviel Sicherheit bietet und wo ich meine Fähigkeiten so ausleben darf. Ich darf glücklich sein, denn die Vergangheit hat mir letzlich nur gezeigt wie es eben auch sein kann und sie darf eins sein,.... vergangen.
Wunder Punkt? Wunder. Punkt. Und viel, viel Arbeit, denn letzlich hab ich jeden Punkt meines Herz aufgerissen und geguckt womit muss ich arbeiten? Wieso reagiere ich an gewissen Punkten wie ich es tue und Freunde der Nacht, sich seine eigenen Fehler anzugucken ist jetzt nicht grade das Strandbad-feeling mit einem Radler und den Füßen im Wasser. Es ist mehr so der Tobsuchtsanfall auf dem Wickeltisch mit einer randvollen Windel. Aber so wie ich meinen Zwuckel nicht in der vollen Windeln liegen lassen, halte ich es mit mir auch. Ich bin es mir wert, mich im wahresten Sinne aus der Sch**** zu holen.
Nach meinem Exmann habe ich einen Mann kennen gelernt und Mädels JA, das ist okay. Ich bin ja nunmal eher so der Rosamunde Pilcher Typ. Im tiefsten Inneren habe ich mir da diesen Mann gewünscht, groß, stark, Arme in die mich fallen lassen kann, gerettet, zart und zerbrechlich sein zu dürfen aber eben auch der kleine Spacko der ich nunmal manchmal bin. Gleichzeit bin ich schüchtern, Dating ist so gar nicht mein Fall, fremde Männer grundsätzlich eher mal gefährlich.
Und dann kam eben S.. Tinder, ohne Bild aber mit einem Versprechen, dass man es nicht bereut, nicht auf die blöde Tour, ein liebes Profil. Ein unscharfes Bild von Bäumen... Zu verlieren gab es neben den Bizeps-Rolex-Hand-auf-Lenkrad-Prolls, den vegan-yoga-langhaar-Öko-Boys und den Auberginen-ich-knall-dich-wie-Popcorn-Spackos ja nicht wirklich viel. Geschrieben, gelacht, verstanden, Nummern getauscht und dann kam da sein Bild, ohne das ich gefragt hätte. Achja.. da waren diese Augen. Dieser Ausdruck darin,...
Das erste Treffen am gleichen Tag. Spazieren und Kuchen essen, ich, nicht er. Süß, ruhig, irgendwas was sich in mir tief rührte.Unser erstes richtiges Date, Essen gehen, nicht wissen was man bestellen soll, weil man doch eher der Burger-Typ ist, statt 5 Gänge Menü im tiefsten seines Herzens. Sandwiches mit Pommes und Rotwein... das Gefühl, dass da grad zwei Zahnräder ineinander greifen. Ja so hat sich das für mich angefühlt. Spazieren am Wasser danach, immer weiter, weil niemand den ersten Schritt machen wollte, bis du mich geküsst hast, am romantischsten Platz den man sich vorstellen kann, es war kalt, es gab nur dich und mich. Du der gemeint hat, ich würde wie eine Prinzessin laufen, Händchen halten, Glück. Ich kannte dieses Gefühl was ich bei dir hatte von keinem Mann vor dir. Eine neue Dimension für mich. Oft frag ich mich ob ich da etwas übersehen habe.
Plötzlich gab es da etwas zwischen uns,von uns, wir beide die überfordert waren. Aber ich habe mich für dich entschieden, für uns. Du der plötzlich nicht mehr mit mit reden konnte, ich die nicht fragen konnte, Angst hatte, mein Exmann. Corona, Grenze zu, du und ich getrennt, der Terror meines Exmannes, ich die so Schutz bei dir suchen wollte, du, der nicht mehr mit geredet hat. Trennung per SMS, Wochen danach der Schlüßel per Post. Ich die gefangen war, zwischen Wut, Trauer und doch irgendwie erwachsen damit umgehen wollte und es doch nicht konnte. Ich weiß bis heute nicht was da in deinem Kopf passiert ist. Letzlich war es doch nur eine Phase, wir beide wissen, dass es schwere Zeiten gibt, ich die so daran geglaubt habe, dass du nicht davon läufst. Zeitgleich weiß ich wie schwer du dir tust zu vertrauen, kenne deine Wünsche, tief im Inneren weiß ich genau was da bei dir abgelaufen ist und es macht mich wütend, denn ohne die Grenzschließung wäre es anders gekommen, da bin ich mir sicher. Die Akzeptanz, dass du mich nicht zurück holst, kein "wir machen dort weiter wo wir aufgehört haben", bei uns in Liebe, gegenseitiger Akzeptanz und Respekt. Wir die irgenwie eine Familie waren ohne sich für den anderen verstellen zu müssen oder wollen. Wir.
Gestern habe ich dich gesehen, ein Geschäftsessen, ein Ort an den ich nicht hinwollte, es mir jeodch zu privat war dies zu erläutern. Ein "vielleicht bist du arbeiten", ein Trotzgefühl, dass ich mir andererseits keinen Ort verbieten lasse, denn du hast mir nicht mal zum Geburtstag gratuliert. Du der natürlich dann aus dem Haus kam, dein Blick, ich die dem nicht stand halten konnte, heulen wollte, zu dir wollte, weglaufen wollte. Alles gleichzeitig und dennoch professionell bleiben musste, ein gutes, sicheres Gefühl vermitteln musste. Die Frau die bei dir war, vertraut, deine Schwester? Eine deiner Kaffeefrauen? Wie gerne würde ich dir gegenüber sitzen und verstehen was da passiert ist. Warum du bei unserem Treffen danach nicht sagen konntest, dass du mich nicht liebst. Nur, dass du das mit meinem Exmann nicht kannst. Ich, die mich frage ob das alles nur in meinem Kopf ist und war zwischen uns. Ich, die mich nicht auf Männer einlassen kann und will seitdem, weil du an mir hängst. Dein Satz, dass ich schon jemand neuen finden werde. Denkst du ernsthaft, dass es so funktioniert?
So oft macht es mich wütend, denn laufend konnte ich noch nie über wichtiges reden und so habe ich mir eine Möglichkeit genommen. Du fehlst mir, dein Lächeln, dein Lachen fehlt mir, deine Macken fehlen mir, wie du nach dem Schlafen aussiehst fehlt mir, dein Blödsinn fehlt mir, deine kindliche Begeisterung, die Gespräche zwischen uns, das Kochen, du Bär, mein Muckibär, der doch so gern der kleine Löffel ist, die ernsten Gesprächen, die Geschichten von der Arbeit, deine Frisur wenn du deinen Helm ausgezogen hast, deine Haare, meine Finger auf den Geschichten auf deiner Haut, dein Arm um mich, deine Hand in meiner. Schwierigkeiten sind doch dazu gemacht, sie gemeinsam zu überstehen, warum bloß bist du dann nicht mehr da? War,... bin ich es nicht wert? Die Frage die mich quält, warum hast du nicht mit mir geredet, warum tust du es nicht? Eine Frage die ich loslasse, denn sich macht mich so kaputt, dich zu vermissen tut weh.
Und trotzdem ist dies nur die Schattenseite Liebe in einem sonst absolut erfüllten, glücklichen Leben. Das darf man eben nicht vergessen, sämtliche Steine die ich aus dem Weg geräumt habe und damit Mauern bis zum Himmel gebaut habe, damit gewisse Dinge nie wieder kommen können. Aufgeräumt. Schön. Manchmal wünsch ich mir, ich hätte dich nie kennen gelernt, du hast auf deinem Tinder-Profil gelogen,denn ja in der jetzigen Situation bereue ich es zu tiefst dich kennen gelernt zu haben, denn davor war mein Herz so offen. Jetzt hast du es mit dir genommen und ich weiß nicht ob es nicht vielleicht gut so ist. Kein Mann, kein Schmerz. Vielleicht finde ich das Glück woanders und eben nicht auf Beziehungsebene.... Du fehlst mir. Jeden Tag. Du Muckibär. Ohne Vorwürfe, denn ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, viel Zeit auch zu verstehen, abgesehen von meinem eigenen Ego, Fehler die wir beide gemacht haben, die es überflüssig machen sie sich vorzuhalten, denn die Umständen waren eben so wie sie waren und ich glaube zu dem Zeitpunkt haben wir eben gegeben was ging. Doch nun sind wir beide an einem Punkt, ich glaube wir konnten und mussten nochmal wachsen, an uns, mit uns. Du bist es mir wert.
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