Obsession oder einfach nur Liebe? - Ein Gespräch unter Frauen

 Woher weißt du eigentlich wann es zu viel ist?

Ich lachte und meinte, wenn die Hose unbequem wird, dann lachten wir zusammen, aber eigentlich war das Thema recht ernst. Denn es ging darum wann man von etwas besessen ist und wann man einfach nur liebt. Kann da denn überhaupt eine klare Grenze gezogen werden? 

Gucken wir auf unsere toten Töchter fällt es am meisten auf, diese Undefinierbarkeit. Wir leben mit unseren Töchtern, die Liebe wird ganz selbstverständlich mitgenommen, für uns ist sie in Ordnung auch wenn der Mensch dem wir sie geben wollten weg ist. Von anderen wird es dennoch, da der Tod von beiden ja nun doch einige Jahre her ist als besessen wahrgenommen, als wir laufen etwas hinterher, was wir ja doch nicht wiederbekommen.  Nun ist diese Haltung für uns beide in Ordnung, urteilen darf doch nur wer selbst ein totes Kind hat doch dann kamen wir auf die Liebe,... wo ist da für uns eigentlich die Grenze? Denn manchmal ja gar nicht so selten stirbt diese ja auch auf einer Seite, wird nicht erwidert, die eigene Liebe die ins Leere läuft und doch nicht verschwindet. Eigentlich das gleiche wie mit dem Tod für uns, da sind wir uns einig, jedoch in der Handhabung etwas differenziert. 

Zunächst müssen wir akzeptieren, dass dort nichts auf uns wartet was die Liebe erwiedert, wir müssen lernen loszulassen, das heißt den Wunsch dem anderen diese Liebe zu geben. Manchmal gibt es dennoch Beziehung die uns auf einer Ebene berührt haben die nicht einfach so zu vergessen ist, lieben und leiden wir dann im Stillen ist dies vermutlich in Ordnung. Heißt es doch letzlich nur, dass wir tatsächlich dazu bereit waren unser Herz aufrichtig zu öffnen, jemand dort wirklich willkommen zu heißen, dass wir zur Liebe fähig sind. Der andere nicht, vielleicht hat es einfach nicht gepasst, vielleicht war er nicht bereit, die Gründe für einen Tod, einen Liebestod sind letztlich egal und ein warum bringt niemanden weiter, vermutlich bekommst du keine Antwort. 

Ungesund wird es wenn du ihn immer wieder kontaktieren musst nach einem klaren Nein. Das ist, da sind wir uns einig nicht in Ordnung,  Respekt vor der Totenruhe, lachen wir,dennoch wissen wir beide wir schwer das ist. Denn manchmal fühlt man sich noch lange danach, grade wenn die Beziehung nicht an der Liebe scheiterte.

Die wohl schlimmste Form von Liebeskummer, wie bei unseren Babies, Liebe kann eben nicht alles retten. Wenn einer krank ist, zu krank, wird er gehen so schmerzhaft es ist. Doch die Liebe die bleibt dann eben, man weiß man liebt und die Trennung spielt dabei keine Rolle, man kann sein Leben weiterleben, da gibt es eben den wunden Punkt auf der Seele, der Punkt wo sich die Herzen trafen und aneinander hingen. Es geht weiter, man vermisst den anderen aber es ist okay. 

Denn darüber sind wir uns einig, diese Art von Liebeskummer ist besser als ein zu schwacher Partner der wegläuft, der einen ignoriert, nicht bereit ist sein Trauma vor uns zu offenbaren. Geholfen werden kann nur wer sich helfen lässt. Wir haben beide diese Erfahrung bereits gemacht und am schlimmsten sind die Männer dabei gewesen die die Liebe erweckt haben ohne sie erwidern zu wollen. Denn wer die die Zukunft ausmalt, der  schadet dem anderen bewusst, gewollt. 

Wer den Namen der Exfrau nicht aussprechen kann, sich nicht von Datinapps abmeldet, der hat dich nicht verdient, den kannst du lieben so viel du willst, du kannst das Wunder in ihm gesehen haben, dieser einer ist nicht im Reinen mit sich. Solange er das nicht überwunden hat, wird er mit keiner glücklich und wenn er geschafft hat, wird er dich vermissen.

Wenn dir einer sagt, dass er dich liebt, Kinder mit dir will, dich heiraten will und dich dann aber sich nicht seiner Mutter vorstellt, niemandem, ihr nie zu ihm könnt, der liebt dich nicht, der spielt nur mit deinen Wünschen.

Erwachsene, gesunde Partner vertrauen sich, können über Differenzen reden, sind lösungsorientiert, nicht problemorientiert. So wie wir es auch mit der Trauer handhaben sollten, bei unseren Kindern. Wir dürfen trauern, wir dürfen lieben, wichtig ist unsere Seelenhygiene dabei, wir sollten den Zugang zu uns dabei nicht verlieren, wir dürfen an dem Schmerz wachsen, stärker werden, manchmal braucht dies Zeit, manchmal sogar eben viel Zeit, erst recht wenn die Liebe tief ging, seien es nun unsere Töchter oder ein Mann. Du kannst daraus lernen welche Liebe dir gut tut, welche Liebe toxisch ist, welche Liebe vielleicht wieder kommt, was Zeit braucht und was mit der Zeit gehen darf. Liebe und Trauern sind so nah verbunden, trauern ist letztlich ein Form von Liebe und es tut mir für jeden Leid, der diese Liebe nicht empfangen kann, darf oder will. 


Kommentare

Beliebte Posts